Schreiben für Social Media: Versteckt euch nicht!

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Wenn wir schreiben, neigen wir dazu, uns zu verstecken. Wolf Schneider, Journalist und Sprachkritiker, sagt dazu:  «Die meisten Menschen möchten weder festgelegt noch zu genau verstanden werden». Eine direkte Sprache ist auf Social-Media-Plattformen sogar noch wichtiger als auf anderen Kanälen. Was tun, damit Wörter nicht schwimmen?

Social Media sind persönlich. Und wenn es persönlich wird, verstecken wir uns gerne. «Ein Glück ist es also, dass viele Wörter schwimmen», meint der Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider ironisch.

Nur: Wer schwimmende Wörter verwendet, wird auf Social Media übersehen. Denn im Web lesen wir schnell und ungeduldig. Gefragt ist möglichst viel Information bei wenig Aufwand. Das besagt die Theorie des Information Foraging, wir haben darüber geschrieben (Blogpost). Dies gilt umso mehr für Social-Media-Plattformen. Wir scrollen noch schneller, die Aufmerksamkeit ist noch kleiner. Wer relevante Informationen hinter Floskeln, in Nebensätzen oder am Abschnittsende versteckt, wird übersehen.

Floskeln werden entlarvt

Wenn Kritik laut wird, steigt der Drang, sich zu verstecken. Und die Folgen werden gravierender. Denn auf Dialogplattformen holen sich die Leser, was sie suchen. Kritisch gestimmte Leser entlarven Floskeln und schwammige Aussagen sofort. Und deuten sie auf ihre eigene Weise. Die Kritik wird in solchen Fällen oft noch lauter und ungehaltener.

Schreibe direkt, ehrlich, konkret

  1. Direkt heisst: Die wichtigste Information steht am Anfang. Die Hauptbotschaft kommt im ersten (Haupt-)Satz, Erklärungen erst danach.
  2. Ehrlich heisst: Nennen Sie die Dinge beim Namen. «Wer macht was?» lautet die einfache Testfrage. Das «wer», das handelnde Subjekt, wird am meisten unterschlagen. Mit Passiv-Formulierungen zum Beispiel wie diese: «Das Problem wird aktuell untersucht».
  3. Konkret heisst: Schreiben Sie anschaulich. Abstrakte Wörter sind ein Schlupfloch, wir flüchten uns gerne in Oberbegriffe, um konkreten Aussagen auszuweichen. Das Beispiel im Bild ist ein Klassiker: Wer oder was ist mit «Führungsebene» gemeint? Der Chef, der Verwaltungsrat, ein Mitglied der Geschäftsleitung? Ein alltäglicheres Beispiel: Was sind «Niederschläge»? Hagel? Schnee? Regen? Machen Sie den Test: Können Sie anfassen, was Sie schreiben? Riechen, fühlen, zeichnen?

Und zwischen den Zeilen?

Die grösste Schwierigkeit liegt zwischen den Zeilen. Denn dort schwingt mit, was wir denken, aber nicht zu schreiben wagen. Lassen Sie ihre Bürokollegin heikle Beiträge, Antworten oder Kommentare lesen und sich erklären, was bei ihr ankommt. (Daniel Perrin und Nicole Rosenberger beschreiben diese und weitere Techniken in ihrem Buch “Schreiben im Beruf”, das wir in diesem Blogpost besprochen haben). Implizite Aussagen sind meistens wichtig und gehören deshalb in den Text. Explizit, direkt und ehrlich.

Weiterführend:

Text-Rezept: Effizient und besser Schreiben
Kernkompetenz Text: 5 Motivationstipps

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Beiträge

  • «Ein Glück ist es also, das viele Wörter schwimmen», meint der Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider ironisch.

    … und hätte am Grammatikfehler in diesem – seinem? – Sätzchen bestimmt seines Liebesmüh. Ich auch – leider begegne ich diesen Fehlerteufelchen zuhauf in der virtuellen Welt der Allschreiber. Oft gestellte Frage meinerseits: Ab wann wird Inhalt unglaubwürdig, wenn die Form nicht mehr stimmt?

    • Oha. Das ist peinlich, ausgerechnet hier. Und das Kommentarfeld sorgt dafür, dass ich mich nicht verstecken kann. Hach, diese Transparenz 🙂

      Und wie lautet die Antwort? Ab wann wird es unglaubwürdig?